Grundlagen
Bei Konzeptverfahren basiert die Vergabe von Immobilien nicht (allein) auf dem Preis, sondern auf dem Konzept, das dort umgesetzt werden soll. Käufer:innen bewerben sich mit dem Nutzungs- und Betriebskonzept. Die Gemeinde bewertet nicht anhand des höchsten Preises, sondern anhand der Qualität dessen, was im Haus passieren soll. Der Prozess verläuft in der Regel stufenweise: so ermöglicht eine Phase der „Anhandgabe“, dass die Kleingenossenschaft, die das Haus betreiben will, sich erst gründet. In diesem Prozess können so auch „Glücksritter“ aussortiert werden. Werden Konzeptverfahren richtig angegangen, dann können sie neuen Akteuren einen Einstieg in die Immobilienbewirtschaftung bieten. Werden Immobilien darüber hinaus nicht verkauft, sondern im Erbbaurecht vergeben, kann die Kommune sich langfristig Gestaltungsspielräume erhalten. Die daraus entstehenden Kooperationen sind wichtiger Teil einer vorausschauenden Liegenschaftspolitik.
Bislang werden Konzeptverfahren vor allem in Städten mit angespanntem Wohnungsmarkt eingesetzt. Doch auch zur Leerstandsbelebung und Gewinnung neuer Einwohner:innen können Konzeptverfahren beitragen. Wie Konzeptverfahren speziell in kleinen Städten und Gemeinden ohne großen bürokratischen Aufwand funktionieren, zeigt unsere Broschüre „Zukunft statt Leerstand“ anhand von praktischen Beispielen.
Hier geht es zum Download. Und wenn es dann praktisch werden soll: die Dezentrale unterstützt bei der Umsetzung von Konzeptverfahren.
Praktische Beispiele
Das „Netzwerk Zukunftsorte“ hat auf seiner Wissensplattform einen Bereich, der sich speziell an Mitarbeiter:innen von Kommunalverwaltungen richtet.
Ein guter Einstieg sind die Themen:
Beispiele zum Umgang mit Leerstand. Anhand von Fragen wie „Diese Immobilie ist zu komplex.“, „Dazu fehlen uns die nötigen Ressourcen.“ bis hin zu „Da werden wir bestimmt verklagt“ werden möglichen Hürden der Leerstandsentwicklung besprochen und gelungene Beispiele vorgestellt.
Vergabeverfahren, die das Konzept einbeziehen und nicht einfach dem erstbesten Meistbietenden das Haus zusprechen sind komplex. Hier werden ihre Schritte von der Definition der Kriterien bis hin zur eigentlichen Vergabe erläutert mit vielen praktischen Beispielen.
Gut zu wissen: Gemeinsam mit dem Netzwerk Zukunftsorte arbeitet die Dezentrale an dem Thema „Konzeptverfahren in kleinen Gemeinden“.
Bundesweiter Vergleich
Die Publikation „Baukultur für das Quartier. Prozesskultur durch Konzeptvergabe“ (2020) untersucht anhand von elf Beispielen das Spektrum der Konzeptvergabe. Sie bietet einen umfangreichen bundesweiten Vergleich, was durch Konzeptvergabe erreicht werden kann und welche Rahmenbedingungen erfolgreich waren. Alle Beispiele sind aus Städten mit angespanntem Wohnungsmarkt, dennoch lassen sich einige Schlüsse auch für kleine Städte und Gemeinden ziehen.
Aus der Ankündigung:
„Im Ergebnis sind Handlungsempfehlungen entstanden, die aufzeigen, wie Konzeptverfahren zum Beispiel durch niedrige Einstiegsschwellen, die Begutachtung durch ein Fachgremium und Qualitätssicherung zu einer hohen baukulturellen Qualität führen können. Die Publikation bietet den ersten bundesweiten Überblick zu diesem in großen Teilen noch ungeübten Verfahren und liefert wichtige Hinweise, wie Baukultur, bezahlbares Wohnen und eine qualitative Stadtentwicklung zusammengehen können.“
Sie wird herausgegeben vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR):
Beispiele aus Tübingen, Hamburg, München und Berlin
Die Broschüre „Konzeptverfahren zur Förderung des sozialen Zusammenhalts, bezahlbaren Wohnraums und lebendiger Quartiere. Grundstücksvergabe für gemeinschaftliches Wohnen“ versammelt Praxisbeispiele aus Tübingen, Hamburg, München und Berlin. Sie wird herausgegeben vom Forum Gemeinschaftliches Wohnen e.V., Bundesvereinigung, 2016.
Auch einzelne Bundesländer haben Materialien veröffentlicht:
Rheinland-Pfalz: Die Broschüre „Mehr Konzept.“ bietet einen überblickshaften Einstieg und Orientierungshilfe zur Vergabe öffentlicher Grundstücke nach Konzeptqualität anhand der Situation in Rheinland-Pfalz.
Hessen: Grundstücksvergabe nach der Qualität von Konzepten. Verfahren und Praxisbeispiele. Herausgegeben vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
Bundesweiter Austausch von Städten:
Wer noch tiefer einsteigen will, findet hier Materialien aus dem bundesweiten Austausch von Städten mit Erfahrung zum Thema „Konzeptverfahren“.